Schlagwort: Kultur

Foto: Mutaz En

Arabische Kultur im Exil


Es gibt immer Dinge, die Menschen auf der Welt zusammenbringen, und jeder Mensch interpretiert sie gemäß seiner eigenen Kultur.

Wenn wir etwas über andere Kulturen hören, ist das erste, was uns in den Sinn kommt, die Ethnizität oder Ethnie, zu der der Einzelne gehört.

In Wirklichkeit geht die Kultur jedoch viel weiter, da wir alle Teil verschiedener kultureller Gruppen sind. Für uns ist es wichtig zu wissen, dass sich unsere kulturelle Identität entwickelt und verändert, wenn sich die Umstände um uns herum oder der Ort, an dem wir leben, ändern.

Heute lebe ich im deutschen Bundesland Hamburg, obwohl ich meine syrische Nationalität und meine arabische Kultur mit mir herumtrage, die ich sehr schätze. Deshalb habe ich versucht, durch die Einrichtung arabischer Veranstaltungen zur Verbreitung meiner arabischen Kultur in der Diaspora beizutragen. Ich konnte ein Netzwerk arabischer Kulturveranstalter/innen in Hamburg ins Leben rufen und einige arabische Kulturveranstaltungen in Berlin organisieren sowie weitere Veranstaltungen in kleinen Städten.

Um die deutsche Kultur zu verstehen, engagierte ich mich ehrenamtlich im Kulturzentrum Goldbekhaus. 

Ich habe dem Verein viele Projekte vorgestellt, die die arabische Kultur repräsentieren, aber leider konnte ich sie vor Ort aufgrund der Corona-Pandemie, die die Welt erfasst hat, nicht wiederbeleben.

Durch meine Erfahrung in diesem Verein fand ich andererseits tiefgreifende kulturelle Unterschiede zwischen arabischer und deutscher Kultur. 

Zum Beispiel gibt es in unserer arabischen Sprache viele Vokabeln, die eine gute Bedeutung haben, aber in der deutschen Kultur kann es etwas Schlechtes oder Rassistisches bedeuten.

Wenn wir auf Arabisch zum Beispiel sagen, der Mann mit den „weißen Hände“, dann ist das eine Beschreibung von Eigenschaften und meint diejenigen, die ehrlich und ohne Gegenleistung im Dienst der Gesellschaft arbeiten, und es drückt auch die Reinheit und Aufrichtigkeit des Mannes aus. In der deutschen Gesellschaft könnte die Beschreibung des „Mannes mit den weißen Händen“ rassistisch verstanden werden, da die Farbe „weiß“ der Hände als Beschreibung der Hautfarbe zugeordnet würde.

Als ich einen Artikel für das Goldbekhaus schrieb, indem es um Integration ging, schrieb ich in einem Satz, dass die Geflüchteten „von weißen Händen aufgenommen“ wurden. Meine Kollegin schaute mich mit großen Augen an und fragte mich, warum „Weiße Hände“, ist die Farbe der Hände wichtig? Vielleicht waren es auch schwarze Hände oder einfach nur Hände?

Ich sagte ihr, dass die Farbe Weiß Reinheit des Herzens und Frieden der Seele bedeutet. Daraufhin lachte sie erleichtert und wir lachten zusammen und freuten uns darüber, wie unterschiedlich Sprachen und die Bedeutungen dahinter sind. Doch leider brachte diese Erkenntnis auch eine Enttäuschung mit sich. In meiner Zeit als Journalist in Syrien hatte ich einen breiten Wortschatz entwickelt und viele Metaphern im Kopf. Viele dieser Wörter und Metaphern lassen sich nicht einfach in die deutsche Sprache übersetzten. Es gibt so viel was ich als Journalist in Deutschland von Grund auf neue lernen muss.

Auf jeden Fall müssen wir – damit meine ich alle Menschen – alle Kulturen akzeptieren, denn heute versuchen wir – die Geflüchteten im Exil – unsere neue Heimat zu finden, und wir müssen die Kultur der neuen Heimat akzeptieren und unsere arabische Kultur verbreiten, damit die deutsche Gesellschaft sie versteht.

Schließlich möchte ich, dass die in Deutschland tätigen Kulturverbände und Institutionen die arabischen Kulturaktivitäten unterstützen und näher beleuchten, weil heute viele Personen aus arabischen Ländern in Deutschland leben und Menschen Kulturen austauschen müssen, weil Kultur ein Weg ist, Menschen besser kennenzulernen.

Ahmad AL Zaher

Foto: Mutaz En

Neues Theaterprojekt! Mitten im Wandel

EIN PROJEKT DES ANKOMMENS                                                

Dienstags: 19.15 – 21.30 Uhr ab 13.9.2016 | Theater-Masken-Performance-Projekt | für Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund

Kursnummer: Bew KB 8486


 

‚Welcome Movie‘ im Goldbekhaus – 60 Besucher sahen ‚Hotel California‘


Hotel California‘ – das sei für ihn ein Ort der Leichtigkeit und Sorglosigkeit, ein Ort, an dem Träume wahr werden, so Meisam Ameni Mitwirkender des gleichnamigen Films. Doch die Realität schreibt eine andere Geschichte: Ein Hotel umfunktioniert zur Flüchtlingsunterkunft mitten im deutschen Nirgendwo. Junge Männer aus verschiedenen Teilen der Welt werden hier in Angst vor drohender Abschiebung regelrecht verwahrt, warten darauf, in Deutschland Bleiberecht zu erhalten und darauf, dass endlich das Leben für sie anfängt. Gleichzeitig sehen sie sich mit einer gleichaltrigen Dorfjugend konfrontiert, die ihnen gegenüber alles andere als aufgeschlossen ist. Ein Ort an dem Träume begraben werden? Dieses Spannungsverhältnis zwischen der positiven Assoziation und der weniger rosigen Realität habe das Team zum Titel ‚Hotel California‘ bewogen, der außerdem mit dem gleichnamigen Song der Eagles in Verbindung stehe. Denn auch dort spiele die Tatsache eine Rolle, dass das im Hotel Erlebte einen nicht mehr loslasse. Dieser Gedanke habe bei der Titelfindung ebenfalls eine Rolle gespielt, da die Erfahrung der Flucht, das Ankommen in Deutschland in den behelfsmäßigen Unterbringungen, die sich tatsächlich häufig in Hotels befinden, einen tiefen Einschnitt im Leben der Menschen bilde, der sie zeitlebens präge, betont die Schauspielerin Linda Verweyen. Sie und Meisam Ameni waren persönlich zur Auftaktveranstaltung der Reihe ‚Welcome Movie‘ ins Goldbekhaus gekommen, um den Zuschauern einen Blick hinter die Kulissen des Projektfilms ‚Hotel California‘, der unter der Regie von Patrick Merz mit „Norddeutschen aus aller Welt“, darunter auch Geflüchtete, zu gewähren. Rund 60 Zuschauer verfolgten den Film aufmerksam und beteiligten sich an der von Suse Hartmann moderierten Gesprächsrunde.

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Filmvorführung

Welcome Movie‘ wird von Suse Hartmann, Kathleen Czech und Sabine Elsner-Petri organisiert und ist vor dem Hintergrund entstanden, dass die Flüchtlingsunterkünfte nicht medial angebunden sind. Das hat zur Folge, dass die Neuankömmlinge im Unterkunftsalltag keinerlei Deutsch hören, was nicht nur für das Hörverständnis der neu zu erlernenden Sprache fatal ist. Man muss sich vorstellen, dass diese Menschen außerhalb ihrer Sprachkurse kaum in Kontakt mit der deutschen Sprache bzw. mit Deutschsprechern kommen. Derweil stoßen sie immer wieder auf Unverständnis von deutschen Muttersprachlern, die sich erstaunt bis entsetzt zeigen, dass Neulinge „immer noch“ kein Deutsch können, obwohl sie doch „schon“ seit einem halben Jahr oder noch länger in Deutschland leben. Reaktionen, die eher frustrieren statt zu motivieren. Sie basieren letztlich auf Unkenntnis der Situation der Geflüchteten und dem komplexen Prozess des Fremdspracherwerbs, der vor allem aktiv stattfinden muss und noch deutlich erschwert wird, wenn die Muttersprache einer völlig anderen Sprachfamilie entstammt, wie es beim Arabischen oder Tigrinya (eine in Eritrea und Äthiopien gesprochene Sprache) der Fall ist: beide Sprachen gehören im Unterschied zur indogermanischen Sprache Deutsch der semitischen Sprachfamilie an.

Deshalb hat es sich die Veranstaltungsreihe ‚Welcome Movie‘ zum Ziel gesetzt, ein Stückchen ‚deutschen Sprachalltag‘ für die neuen Hamburger Bewohner zu schaffen und ferner verschiedene Facetten des deutschen Films und unserer Kultur zu zeigen. Zudem soll der Austausch zwischen Geflüchteten und Alt-Hamburgern gefördert werden.

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Knabbereien und Getränke gab es auch

Dass gleich zum ersten Filmabend 60 Personen erscheinen würden, war keineswegs vorherzusehen, da es oft schwierig ist die Angebote an Interessierte zu adressieren. Umso erfreulicher war es, so viele Menschen in der ‚Bühne zum Hof‘ begrüßen zu können. Die meisten von ihnen waren Geflüchtete unterschiedlichster Nationalitäten aus ganz Hamburg, aber auch ‚Hamburger Nachbarn‘. Obwohl viele der Geflüchteten bis auf einige Worte noch kaum Deutsch sprechen, suchten sie dennoch den Austausch und unterhielten sich in den Pausen und im Anschluss bei Getränken, Knabbereien und Musik in lockerer Atmosphäre angeregt miteinander. Großen Anklang fand darüber hinaus das Informationsmaterial zu den zahlreichen Aktivitäten unserer Initiative, die für Geflüchtete kostenfrei sind. Die vielen Fragen zu diesen Angeboten machten deutlich, dass Interesse bei Geflüchteten besteht, es jedoch effektiv zu sein scheint, sie im Rahmen einer Veranstaltung zu bewerben, die ein persönliches Gespräch ermöglicht. Denn es tauchen viele individuelle Fragen auf, die eine Informationsbroschüre nicht beantworten kann. Auch weil für viele Geflüchtete Freizeitgestaltung unbekanntes Terrain ist. Gerade hier ist es sinnvoll, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man über solche Aktivitäten Kenntnisse und Kontakte erwirbt, die einen zukünftig durchaus weiterbringen können. Und an Kontakten besteht, das konnte sich zeigen, auf beiden Seiten Interesse. Gegen 21:30 Uhr klang der Abend langsam aus, bedauert wurde von einigen Geflüchteten lediglich, dass der Film so kurz gewesen sei. Das wird sich jedoch schon beim nächsten ‚Welcome Movie‘ am 22. Juni um 19:30 Uhr ändern, wenn von Loriot ‚Pappa ante Portas‘ gezeigt wird. Wir hoffen, dass sich unsere Veranstaltung nach diesem gelungenen Auftakt weiter herumspricht und zahlreiche neue wie bekannte Gesichter anlockt und wir uns auf weitere spannende Abende freuen dürfen.

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Gesprächsrunde

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