Rund um Dieter Seelis hat sich eine engagierte Gruppe gebildet, die geflüchtete Menschen in ihrem Alltag begleitet. Jedem/r Geflüchteten bzw. Familie wird eine Person (-engruppe) vermittelt, die sie in den vielen Belangen des Lebens unterstützt und begleitet, das können Arzt- oder Behördengänge sein, Beratung bei der Arbeitssuche oder Kitasuche, aber auch Freizeitgestaltung, gemeinsame Besuche von Veranstaltungen und vieles mehr.

Die Gestaltung ist je nach Wunsch und Bedarf individuell. Bei dieser sehr engen Zusammenarbeit ist es wichtig, dass beide Seiten auf einer Wellenlänge sind. Daher werden vorab begleitete Treffen zum Kennenlernen organisiert, erst danach entscheiden sich beide Partner, ob sie ein Wegstück gemeinsam gehen wollen. Dieter Seelis hat auf diese Weise viele Menschen in den letzten drei Jahren erfolgreich zusammengebracht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese individuelle Unterstützung extrem hilfreich und ein regelrechter Türöffner ist. Denn ohne Kenntnis der Strukturen eines Landes und einer Gesellschaft ist es kaum möglich seinen Alltag zu meistern. Natürlich ist dieses Ehrenamt eines der aufwendigeren, aber auch eines, das erfüllt und voller Abenteuer steckt. Wer Lust auf einen persönlichen Einblick hat, dem sei noch mal das Interview aus unserer Reihe Nachgefragt! mit Werner und Lisa ans Herz gelegt. Beide sind bis heute aktiv und das Interview macht einfach Spaß, deshalb heute mal ein kleiner Throwback.
Wer sich selbst für eine Patenschaft interessiert, darf sich gerne bei Dieter Seelis p.b.wiq@gmx.de melden.

Nachgefragt! bei Werner und Lisa

1) Wen oder Was umfasst dein Engagement?

Wir betreuen drei aus Eritrea geflohene Paare mit ihren Kleinkindern. Die drei Familien leben in einer Barmbeker Flüchtlingsunterkunft. Dabei geht es um alle Bereiche des Aufenthaltsrechts, der sozialen Sicherung, des Wohnens, des Spracherwerbs, der beruflichen Orientierung und des alltäglichen Lebens. Natürlich geht es auch um Freizeitaktivitäten (Schwimmen gehen, Kulturveranstaltungen besuchen, Ausflüge machen).

2) Wie bist du zu deinem Engagement gekommen?

Nach einer Anti-AfD-Demo in der Hamburger Innenstadt haben wir uns für konkretes, nachhaltig wirksames Engagement in der Flüchtlingshilfe entschieden.

3) Warum engagierst du dich?

Wir wollen gegen ein sich verstärkendes Grundklima der gesellschaftlichen Verunsicherung und politischer Abgrenzung ein Zeichen des Willkommens setzen. Außerdem ist es eine spannende Erfahrung, unsere eigene Lebenspraxis und Selbstverständlichkeiten des Alltags in der Wahrnehmung durch Geflüchtete kritisch zu spiegeln.

4) Wie viel Zeit investierst du pro Woche/Monat?

Es wurde schnell deutlich, dass sich das Engagement als Pate/Patin von Familien nicht auf feste Termine eingrenzen lässt. Die Lebenssituation der Geflüchteten und die sich aus Behördenkontakten ergebenden Notwendigkeiten erfordern eine ständige Präsenz und Ansprechbarkeit.

5) Was empfindest du an deiner Arbeit als schwierig?

Abseits von immer neuen Problemen/ Erkenntnissen in spezifischen Verwaltungsabläufen ist es eine Herausforderung, Menschen, die man sprachlich nur in Ansätzen versteht, die „richtige“ Empfehlung zu ihrer Lebensgestaltung mit auf den Weg zu geben. Da braucht es viel Zeit, um Vertrauen und Verständnis füreinander aufzubauen.

 6) Gibt es ein besonders beeindruckendes Erlebnis (positiv wie negativ) aus deiner Tätigkeit?

Wir haben einen sechsstündigen Gottesdienst der eritreischen, christlich-orthodoxen Gemeine erlebt. Der begann um 5 Uhr morgens und endete nach Taufe und Eheschließung mit einem Festmahl, zu dem traditionelles Essen gereicht wurde. Besonders spannend war es, dafür ein ganzes Lamm in Hamburg aufzutreiben. Darüber hinaus haben wir für eine der drei Familien eine Wohnung gefunden..

7) Gibt es ein besonders lustiges Erlebnis?

Die mit viel gestischem Einsatz geführte Verhandlung über den Kauf und das Schlachten des Lamms beim Schäfer in Öjendorf war schon denkwürdig.

8) Würdest du dich wieder oder weiter engagieren?

Jederzeit

9) Was würdest du im Rückblick anders oder besser machen?

Mehr Gelassenheit in den Kontakten gegenüber Behörden und Ämtern zeigen. Aufregung zerrt nur an der eigenen Kondition.

10) Was kannst du anderen Ehrenamtlichen oder denen, die es werden wollen, mit auf den Weg geben?

Unsere Erfahrung zeigt mir, dass man in kleinen Teams arbeiten sollte, um sich austauschen zu können und für einzelne Termine oder Aufgaben Hilfestellung zu erhalten.