Als ich gestern beim Zahnartz war, schob die Arzthelferin mit einem entschuldigenden Lächeln einen rotbesprenkelten Anamnesebogen in meine Richtung über die Theke mit den Worten: „Das ist kein Blut, unser Drucker spinnt.“ Während ich den Bogen ausfüllte, brauchte die Arzthelferin mehrere Anläufe, um meine Chipkarte einzulesen: „Entschuldigen Sie, irgendwie will das Kartenlesegerät gerade nicht so, wie ich will.“ Wenig später stand ich vor dem Röntgengerät, den Kopf fest in eine Halterung eingespannt und dabei auf einen Plastikkeil beißend. Auf das „jetzt geht’s los“ der Röntgenassistentin folgte: nichts. Nervös wurden Knöpfe gedrückt, die Maschine wieder aus‑ und eingeschaltet, Verstärkung geholt. „Geht’s noch bei Ihnen?“ wurde mit besorgtem Unterton gefragt. „Mhm“ bejahte ich mit festgezurrtem Kopf und zusammengebissenen Zähnen. „Es tut uns wirklich leid, irgendwas stimmt heute mit der Technik nicht.“ Wie recht sie mit diesem Satz hatte, konnte ich noch nicht ahnen, als ich mich auf den Weg zum Goldbekhaus zum gestrigen Welcome Movie machte.

Dort angekommen, stieß ich auf verschlossene Türen und einige enttäuschte Eritreer, die mich fragten, ob das Kino heute gar nicht stattfinde? Zwar hatte mich kurz vorher die Nachricht erreicht, dass eine unserer Hauptorganisatorinnen ein übler Infekt erwischt hatte, aber ins Wasser fallen würde der Kinoabend deshalb nicht. Also machte ich mich auf, um die restliche Movie-Crew zu suchen und fand lediglich einen hektisch telefonierenden Adrian, der mir eröffnete, dass nicht nur weitere Helfer ausfielen, sondern zu allem Überfluss auch noch unser Techniker krank geworden war. Zu diesem Zeitpunkt blieben uns noch 45 Minuten, um Knabbereien und Getränke zu besorgen und am aller wichtigsten den Film ans Laufen zu bringen. Zum Glück erklärten sich die bereits anwesenden Zuschauer sofort bereit mit anzupacken, so dass wir trotz einer kleinen Verzögerung beginnen konnten. Wir starteten mit den Trailern der Wahl-Filme für unser Weihnachtsspecial am 21. Dezember. Die Abstimmung fiel sehr knapp für einen für alle Altersklassen tauglichen Weihnachtsfilm und gegen einen Action-Movie aus, was von Seiten einiger Jungs sehr bedauert, von anderer Seite jedoch mit Erleichterung zu Kentniss genommen wurde. Und dann ging endlich der Hauptfilm los. Gezeigt wurde diesmal wieder ein Stück Deutsch-Deutsche-Geschichte mit dem vielfach preisgekrönten Film aus dem Jahr 2006 von Florian Henckel von Donnersmarck ‚Das Leben der Anderen‘. Nur leider stellte sich in den ersten Minuten heraus, dass der Ton nicht über Stereo lief und daher viel zu leise war. Wir unterbrachen den Film und Adrian besorgte in Windeseile einen Laptop, der den DVD-Player ersetzen und das gewünschte Tonergebnis liefern sollte. Aber auch mit diesem Gerät Fehlanzeige. „Irgendwas stimmt mit der Technik heute nicht“ schoss es mir durch den Kopf.

Ungefähr zwei Laptops und vier DVD-Player später, als sich bereits einige Zuschauer höflich verabschiedet hatten und die übrigen alten und neuen Nachbarn völlig ins Gespräch vertieft waren, schaffte es Adrian doch noch Film und Ton in Einklang zu bringen. Inzwischen fand ich das fast schade, weil sich eine wirklich schöne Szenerie entwickelt hatte. Auf den Knien eines jungen eritreischen Mannes hatte es sich ein kleiner Junge aus Syrien bequem gemacht. Beide spielten einträchtig zusammen ein Spiel auf dem Handy und kommunizierten auf Deutsch. Hier und da hörte ich Fragen, wie „Gibt es in Eritrea eigentlich auch Kindergärten?“ und engagiertes Erzählen. Aber uns hatte der Ergeiz gepackt und wir wollten nach all den Mühen jetzt unbedingt den Film präsentieren. Nach über einer Stunde warten mit einem unglaublich geduldigen und hilfsbereiten Publikum war es Adrian gelungen, die verhexte Technik zu überlisten. So konnten etwa 20 Leute einen etwas anderen Welcome-Movie-Abend erleben, von dem eine Zuschauerin lachend meinte „Ach, so ist es doch wenigstens richtig spannend.“ Für mich schon zu spannend, deswegen vielen Dank für Euer Verständnis und Eure Geduld und an Euch das Versprechen, dass wir beim nächsten Mal zum üblichen Standard zurückkehren und in gewohnter Qualität, ohne technische Pannen einen Film passend zur Weihnachtszeit präsentieren. Wir freuen uns darauf, das Welcome-Movie-Jahr bei Glühwein und Plätzchen gemeinsam mit Euch am 21. Dezember um 19:30 Uhr im Goldbekhaus ausklingen zu lassen und hoffen Ihr seid wieder alle mit dabei.