Gestern fand die zweite Veranstaltung der Sichtweisenreihe mit dem Thema „Die Situation lesbischer, bisexueller, trans* und inter* Geflüchteter in Hamburg“ statt. Einen überaus interesssanten Einblick in ihre Arbeit gaben Diakonin Eva Burgdorf und Refugee Sisters Mitbegründerin Therese Walther.

In über 60 Staaten der Welt werden LSBTI-Menschen (Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans*- und Inter*Personen) strafrechtlich verfolgt und müssen zum Teil mit drakonischen Strafen wegen ihrer sexuellen Orientierung rechnen. Darüber hinaus müssen die betroffenen Menschen im Falle einer Öffentlichwerdung mit ernsthaften Konsequenzen in ihrem familiären und gesellschaflichen Umfeld rechnen. Das geht von verbalen Feindseligkeiten, Verstoßung aus Familien- und Freundeszusammenhängen über körperliche Übergriffe, sexuelle Gewalttätigkeiten  bis hin zur gezielten Ermordung. Im Angesicht solcher Folgen halten sich viele queere Personen bedeckt, „unerkannt bleiben“ und „auf keinen Fall auffallen“ wird so zur wichtigsten Überlebensstrategie, erklärt Diakonin Eva Burgdorf. Die Organisationsberaterin der Netzwerkstelle Lesben in Hamburg, Lesbenverein Intervention e.V. hat 2015 die Gründung einer Vernetzungplattform für queere Geflüchtete mit angestossen. Der Verein „Vernetzung pro LSBTIQ*-Geflüchtete“ will den Menschen einen Raum für Schutz, Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Daraus hervorgegangen ist dann die Initiative Refugee Sisters, die sich in ihrer Arbeit auf die spezifischen Problemlagen geflüchteter LBTIQ*-Menschen konzentriert. Seit 2018 engagiert sich Therese Walther in der Organisation.

 

Ein Großteil der Menschen, die die regelmäßigen Treffen besuchen, kommen ursprünglich aus dem Iran und den ehemaligen GUS-Staaten, weniger aus den arabischen Ländern oder etwa Afghanistan. Zentrale Themen sind unter anderem Rechtsberatung zu den laufenden Asylverfahren, Zukunftsperspektiven, erlittene Gewalterfahrungen und die Sensibilisierung für Traumata sowohl in den Herkunftsländern und auf dem Fluchtweg als auch in den Sammelunterkünften. Als besonders belastend nehmen die Betroffenen die Wartesituation im Asylprocedere wahr, die sich sehr lange ziehen kann und in einem quälenden Zustand der Ungewissheit lässt, in dem sich nur schwerlich Zukunftsperspektiven entwickeln lassen. Auch die menschenunwürdige Unterbringung in zentralen Sammelunterkünften (wie zum Beispiel Rahlstedt im Hamburger Raum) auf engstem Raum, unter Ausschluss jeder Privatsphäre, bei gleichzeitiger Konfrontation mit homophoben Beleidigungen und Übergriffen durch andere Bewohner*innen sind ein ernstzunehmendes Problem. Eines, das zusammen mit der internalisierten Überlebensstrategie nachvollziebarerweise oftmals ein großes Hindernis für die Kontaktaufnahme mit den Refugee Sisters darstellt.

Therese Walther zu den Menschen, die sich an sie wenden: Es sind sehr unterschiedliche Frauen, aber allen gemeinsam ist ihre große innere Stärke in Anbetracht ihrer Erfahrungen, ihre hohe eigenverantwortliche Lebensführung und ihr hoher Bildungsstand. Zudem findet Walther in ihrem Vortrag berührende und bewundernde Worte für den starken Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung in der Gruppe.

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