Engagement mit Geflüchteten hat viele Gesichter und Facetten, denen wir mit unserer neuen Interviewreihe NACHGEFRAGT! auf den Grund gehen möchten. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass in den gemeinsamen Projekten mit den neuen Nachbarn jede Menge Spannendes passiert, über das es sich zu berichten lohnt und von dem wir gegenseitig profitieren können. Um den Erfahrungsaustausch zu fördern, möchten wir diesen Geschichten ein Forum geben. So entstand die Idee, ein Format zu entwickeln, in dem die Befragten präzise und mit möglichst wenig Zeitaufwand Auskunft geben können und das es den LeserInnen ermöglicht, gezielt Informationen zu finden und zu vergleichen. Wir hoffen mit den zehn Standardfragen einige Kernpunkte der Arbeit mit den Neuangekommenen zu treffen und euch interessante Einblicke zu liefern. Künftig werden wir regelmäßig ein neues Interview mit (ehrenamtlichen) HelferInnen veröffentlichen. Damit diese Informationen nicht verloren gehen, findet ihr jedes Interview auch in unserem Nachgefragt!-Archiv.

Du engagierst dich auch und möchtest ein paar deiner Erlebnisse teilen? Beantworte ebenfalls die Fragen! Wir veröffentlichen sie gerne.

Heute ein erster Einblick von der lieben und sehr engagierten Lina:

1) Wen oder Was umfasst dein Engagement?

Unterstützung bei einzelnen Veranstaltungen, bspw. Stadtteilspaziergang, Weihnachtsfeiern im Wiesendamm & Hufnerstraße, „Give Shelter Nights“.
Interkulturelles Training für Ehrenamtliche.

 

2) Wie bist du zu deinem Engagement gekommen?

Ich hatte im letzten Winter ein paar Monate „Übergangszeit“ zwischen meinem alten und meinem jetzigen neuen Job und wollte irgendetwas „sinnvolles“ tun. Über „Wir im Quartier – Gemeinsam mit Geflüchteten“ habe ich Kontakt zu Gleichgesinnten gefunden und über gemeinsame Überlegungen und die Kooperation mit „Welcome to Barmbek“ habe ich Bereiche gefunden, in denen ich unterstützen konnte.


3) Warum engagierst du dich?

Ein vernünftiges Zusammenleben funktioniert meines Erachtens nur, wenn jeder bereit ist, etwas zur Gemeinschaft beizusteuern. Zudem ist es enorm wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, um ein gegenseitiges Verständnis erreichen zu können.


4) Wie viel Zeit investierst du pro Woche/Monat?

Unterschiedlich, da eher unregelmäßig.


5) Was empfindest du an deiner Arbeit als schwierig?

Immer mal wieder die Koordination innerhalb der Gruppe der Ehrenamtlichen, da hier die unterschiedlichsten Vorstellungen und zeitlichen Möglichkeiten aufeinandertreffen und trotzdem unter einen Hut zu bringen sind.

Teilweise auch die Kommunikation/Koordination mit anderen Einrichtungen.


6) Gibt es ein besonders beeindruckendes Erlebnis (positiv wie negativ) aus deiner Tätigkeit?

Die Offenheit eines älteren Herren aus Syrien, der über die Schwierigkeiten berichtete, seine Frau und weitere Kinder und Enkel aus der Türkei im Sinne des Familiennachzugs nach Deutschland zu holen. Seinen 3-jährigen Enkel hatte er noch nie persönlich gesehen.


7) Gibt es ein besonders lustiges Erlebnis?

Die umfangreiche Suche in einer Kleiderkammer nach einem Schneeanzug für ein Baby. Da wir nur die Beschreibung des Babys, „he’s a very big baby“, von der Mutter hatten, kamen zunächst alle Schneeanzüge mit dem Kommentar: „Too small. He’s a very big baby“ wieder zurück…


8) Würdest du dich wieder oder weiter engagieren?

Definitiv! Derzeit überlege ich, ein weiteres Training interkulturelle Kompetenz für Ehrenamtliche anzubieten.

Eine weitere Idee ist zu prüfen, ob es im Umfeld von „Wir im Quartier“ und/oder „Welcome to Barmbek“ Bedarf geben könnte, unverbindlich Infos/Erstberatung zur Anerkennung von Studienabschlüssen, (Wieder-) Aufnahme eines Studiums in Deutschland, Hochschulzugangsberechtigung, allgemein zum deutschen Hochschulsystem anzubieten.


9) Was würdest du im Rückblick anders oder besser machen?

Ich würde eher sagen, dass man aus allen Erfahrungen etwas lernt und dieses Wissen für die Zukunft einsetzen sollte.


10) Was kannst du anderen Ehrenamtlichen oder denen, die es werden wollen, mit auf den Weg geben?

Überlege, was du kannst, wo deine Stärken sind. Vielleicht hast du über deine eigene Ausbildung, Beruf oder Hobbies Kenntnisse oder Fähigkeiten, die anderen helfen oder ihnen Freude bereiten könnten.
Erwarte nicht zu viel. Wir können nur Angebote machen. Ob diese von Geflüchteten angenommen werden, ist ganz allein deren eigene Entscheidung.
Habe Geduld. Manchmal dauert es eine Weile, bis sich ein Angebot rumgesprochen hat und angenommen wird.