Die besten Ideen ergeben sich meistens im Gespräch. So war es auch, als ich eines Tages meiner Freundin Svenja erzählte, dass mir aufgefallen war, dass die Eritreer aus unserem Lauftreff kaum Erfahrungen mit der Arbeit am PC hatten. Auch das Smartphone dient vor allem zum Kontakthalten mit der weltweit verstreuten Verwandtschaft und weniger dazu die technischen Funktionen auszuschöpfen. Immer wieder wurde ich bei unseren wöchentlichen Läufen gefragt, ob ich nicht eine Idee hätte, wo sie den Umgang mit dem PC lernen könnten. Denn über eigene Computer verfügen die Geflüchteten in der Regel nicht, zumal sie dafür in ihren Übergangsunterkünften keinen Platz haben. Bestenfalls bekommen Einzelne einen alten Laptop gespendet, das ist jedoch die absolute Seltenheit. „Ich kenne da jemanden, der könnte helfen…“ erwiderte meine Freundin und stellte mir wenig später Claudia Cravaack vom Verein Bildung für alle! e.V. vor. Kurzerhand schrieben Svenja und ich einen Antrag für einen Computerkurs nur für Eritreer. Dabei ging es nicht um ein Ausschlussprinzip, sondern vielmehr darum eine homogene Lerngruppe zu schaffen, mit gleichen Vorkenntnissen und Voraussetzungen. Bildung für alle! e.V. und Claudia Cravaack stellten in kurzer Zeit einen Computerkurs auf die Beine, der an zwei Abenden in der Woche in den Räumlichkeiten der Volkshochschule in der Mönckebergstraße stattfand. Geleitet wurde der Kurs von dem Informatiker Samson Tesfai und startete im Januar diesen Jahres. So hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit über ein halbes Jahr Computerkenntnisse zu erwerben in einem individuell auf sie zugeschnittenen Rahmen. Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv, auch wenn sich die Gruppe am Anfang erst einmal sortieren musste. Es bildete sich jedoch rasch ein harter Kern von Interessierten heraus. Da das Angebot gut angenommen wurde, erklärte sich Samson Tesfai bereit nach Abschluss des ersten Kurses einen Aufbaukurs anzubieten. Bildung für alle! e. V. hat dieses Programm professionell, unkompliziert, zeitnah und mit Blick auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden realisiert. Es hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, solche Angebote aus der Praxis heraus mit den Geflüchteten gemeinsam zu entwickeln. Wenn sich die richtigen Leute miteinander vernetzen, austauschen und aufeinander einlassen, können spannende Projekte entstehen, die gerne angenommen werden.